Hallo Thomas,
einersets hast Du Recht, andererseits nicht.
Let's face it: OSM wird auf absehbare Zeit ein Hobbyistenprojekt bleiben. Ob es je aus diesem Stadium heraustritt ist fraglich - und auch nicht beabsichtigt.
Das bedeutet, dass die 5000 Mapper auch in Zukunft mit Idealismus und preisguenstigen Messgeraeten in begrenzter Freizeit Daten erfassen werden.
Damit wird die Datenqualitaet nie eine Konkurrenz zu amtlichem Messungen mit teuren Messinstrumenten.
Das widerum bedeutet, dass in der begrenzten Freizeit mit begrenztem Aufwand ein brauchbares Ergebnis pruduziert werden soll.
So, anhand von welchen Informationen soll ich als Mapper nun entscheiden, ob das Ding hinter meinem Wohnort ein Urwald ist? Soll ich Geschichtsbuecher waelzen, um herauszufinden, ob dieser Wald je ganz abgeholzt war und wieder aufgeforstet wurde? Denn das ist die Definition von Urwald. Bzw genau das Gegenteil.
Wenn ich nicht so pingelig bin, wieso soll ich dann etwas als Urwald bezeichnen, von dem ich eigentlich keine Ahnung habe?
Wieviel Aufwand wird der durchschnittliche Mapper betreiben, um das herauszufinden? Und Wieviele Newbies werden von der Komplexitaet der Fragestellungen vom Mitmachen abgeschreckt?
Ich bin der Meinung, dass ein einfaches Modell einen groesseren Nutzen bringt. KISS
Die Komplexitaet kann immer noch ausgedehnt werden, aber sollten wir nicht vielmehr das Wegenetz verdichten als auf solche Spitzfindigkeiten Antworten zu finden? Je einfacher das ist, desto eher werden sich andere finden, die mitmachen.
Hier meine Interpretation: natural=wood - das ist eine Beschreibung real wahrnehmbarer Eigenschaften landuse=forest - das beschreibt eine Verwendung durch den Menschen und ist somit nicht oder nur ungefaehr erkennbar
Wir reden hier von grundverschiedenen Weltbildern. Und es ist, wenn ich obige Definition gebrauche, vollkommen klar, dass beides zusammen ein landestypisches Waldstueck beschreibt. Streichen wir doch einfach den Urwald aus der 'wood'-Definition. Damit waere alles klar.
Ich bin kein Schweizer, habe aber von Kollegen immer wieder gehoert, wie die vielen Volksentscheide zustande kommen: Gesamtpakete mit Faulen Kompromissen werden anderen Kompromissen entgegengestellt. Der Urwaldanteil ist ein solcher Kompromiss.
(und Urwaelder machen in Europa weniger als 1% der Waldflaeche aus)
Ich meine das ernsthaft, sonst waere hier ein smiley zu sehen.
Ich wuerde sogar noch weiter gehen und nach der Urwaldklausel auch das Rendern von landuse= abstellen. Stattdessen sollten alle landuse=forest-Flaechen mit natural=wood ergaenzt werden, was wiederum gerendert wird.
Damit haetten wir eine saubere Loesung. Mach von mir aus ein landuse=none, um ungenutzte Flaechen zu beschreiben.
Und zum Thema Landuse=residential: auch hier haben wir einen faulen Kompromiss. Das beschreibt im Grunde die Zonung (Widmung?) eines Gebiets - nicht seine Bebauung. Aber eben: KISS
In diesem Sinne... Thomas
-------- Original-Nachricht --------
Datum: Wed, 9 Sep 2009 19:39:24 +0200 Von: Thomas Ineichen osm.mailinglist@t-i.ch An: Openstreetmap Schweiz/Suisse/Svizzera/Svizra talk-ch@openstreetmap.ch Betreff: Re: [talk-ch] natural=wood und landuse=forrest
Hallo Thomas,
Da widerspreche ich energisch!!!
Ich habe mir so manchmal die Frage gestellt, wozu hier eigentlich ein
Unterschied gemacht wird.
Und jetzt meine Meinung: eine Karte ist zur Orientierung da. Punkt.
Wie das ganze dann auf der Karte dargestellt wird, darum ging's bisher noch gar nicht! Auf der Mapnik-Karte werden die Waldflächen unterschiedlich dargestellt, bei Osmarender nicht.
OSM ist eben nicht nur "eine Karte zur Orientierung", daher sollte das Datenmodell so gestalltet sein, dass - wenn jemand das will - die Beschreibungen auch über ein einfaches "Hier ist ein Wald" hinausgehen kann.
Welche Nutzung ein Wald hat, oder wie die Raumzone in der Administration einsortiert wurde, dient nicht der Orientierung. Fuer mich war es ein Kompromiss, gemaess den 'best practises' beide tags
zu vergeben.
Was bringt's, wenn man zwei Tags immer gleichzeitig vergibt? Dann könnte man genau so gut nur einen Tag verwenden..
Ausserdem: Welches 'best practises'? In der Schweiz haben 24% beide Tags, in Deutschland sogar nur 4%. 'Best practice' sieht für mich anders aus!
Hier stellt sich wie auch schon beim access-tag die Frage: ist es physisch oder ist es nur eine festgelegte Bedeutung?
Da tagge ich nach Gesetz/Schildern. Dass man mit einem Ferrari nicht die selben Feldwege fahren kann wie mit einem 4x4-Fahrzeug sollte aus a) dem gesunden Menschenverstand und b) den Zusatzkeys (wie smoothness und ähnlichen) ableitbar sein.
Ich verwende landuse=residential, um physische Ortsgrenzen zu markieren. Wuerde ich damit dem Kataster Konkurrenz machen? Sicher nein.
Die Karte gewinnt dennoch Informationsgehalt, muellt den Verwender aber
nicht sinnlos zu.
Wie gesagt: Datenmodell != Karte
Klar, auf einer Strassenkarte brauche ich den Unterschied der Wälder nicht unbedingt anzuzeigen. Warum sollte nicht jemand eine Karte rendern wollen, auf der alle "Urwälder" angezeigt werden?
Dass natural=wood die Bedeutung eines Urwalds mitbringt, halte ich fuer eine wahre Dummheit. Aber so steht es geschrieben.
Was für eine Bedeutung sollte es denn haben?
Geschriebenes laesst sich abaendern. Ein weiteres Tag halte ich fuer
komplizierten Bloedsinn.
Mein landuse=protection_forest war auch (noch) nicht ganz ernst gemeint..
Gruss, Thomas
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